Elektrobusse rollen in Deutschland nur langsam an

Immer mehr Elektroautos sind auf Deutschlands Straßen unterwegs. Bei Elektrobussen sieht die Lage dagegen eher trist aus: Von knapp 79.000 zugelassenen Bussen verfügten zu Jahresbeginn 2017 nur 168 über einen reinen Elektroantrieb. Woran das liegt und ob politische Impulse E-Bussen auf die Sprünge helfen könnten, versucht der folgende Artikel zu ergründen.

Elektrobusse: Deutschland hinkt hinterher

An mangelnden technologischen Voraussetzungen kann es nicht liegen: Die Komponenten der hierzulande betriebenen Elektrofahrzeuge werden zu einem Großteil in Deutschland produziert. Trotzdem befinden sich die meisten der 168 zugelassenen Elektrobusse nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDB) noch im Testbetrieb. Zum Vergleich: Allein in der Stadt London sind 51 rein elektrisch betriebene Busse im Betrieb. Spitzenreiter ist übrigens die chinesische Metropole Shenzhen, die bis Ende 2017 eine Umstellung aller 16.493 im Nahverkehr betriebenen Fahrzeuge auf Elektroantrieb plant.

Elektrobus in Deutschland
© Sommaruga Fabio / pixelio.de

Bremst Politik E-Busse aus?

In London hat Bürgermeister Sadiq Khan kürzlich die Einrichtung einer „Ultra Low Emission Zone“ angekündigt: Ab 2020 sollen im inneren Stadtzentrum strenge Emissionsstandards für Fahrzeuge gelten, bei einer Überschreitung drohen empfindliche Gebühren. In Deutschland werden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Städten zwar immer wieder rege diskutiert, eingeführt wurden sie bislang nicht. Noch fehlt also der politische Druck, damit Verkehrsunternehmen ihre Busflotten auf alternative Antriebsformen umstellen.

Vor- und Nachteile von Elektrobussen

Das entscheidende Argument für Elektrobusse im innerstädtischen Bereich ist ihre Emissionsfreiheit. Im öffentlichen Nahverkehr sind derzeit überwiegend Dieselbusse unterwegs, die mit ihren Stickoxid- und Feinstaub-Emissionen die Luftbelastung in den Städten vorantreiben. Mit ihrem CO2-Ausstoß heizen sie zusätzlich den Klimawandel an. Elektrobusse schneiden in ihrer Schadstoff- und Klimabilanz wesentlich besser ab.

Aus Sicht der Verkehrsunternehmen haben E-Busse jedoch einige gewichtige Nachteile:

  • Einer davon ist der Preis der Elektrobusse. Während moderne Dieselbusse derzeit etwa 350.000 Euro kosten, schlägt ein Elektrobus mit gut 750.000 Euro zu Buche. Bei einer Umstellung der gesamten Busflotte kann rasch ein dreistelliger Millionenbetrag fällig werden.
  • Ein ungelöstes Problem ist – ebenso wie bei Elektroautos – die geringe Reichweite: Moderne Elektrobusse können bei gemäßigten Temperaturen mit einer Batterieladung 250 bis 300 Kilometer zurücklegen, Dieselbusse schaffen mit einer Tankladung gut das Doppelte. Bei Kälte oder Hitze (Klimaanlage) reduziert sich die Reichweite von E-Bussen nochmals um bis zu 30 Prozent.
  • Elektrobusse sind noch nicht besonders verlässlich, im Testbetrieb kommt es immer wieder zu Problemen mit der sensiblen Elektronik. Das kann beispielsweise Ausfälle der automatisch betriebenen Türen nach sich ziehen.
  • Nicht zuletzt ist auch das Angebot an Elektrobussen bei den führenden deutschen und europäischen Herstellern derzeit noch relativ mager.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht rentieren sich Elektrobusse für deutsche Verkehrsunternehmen also nicht.

Und in Shenzhen? Dort hat die chinesische Regierung 81.600 US-Dollar pro Fahrzeug in die Hand genommen, um die Umstellung der Busflotte zu ermöglichen. Von solchen Subventionen können deutsche Verkehrsbetriebe nur träumen: In Baden-Württemberg etwa sind von 15 Millionen Fördergeldern für Busse nur 3 Millionen für die Erneuerung der Fahrzeugflotten in Umweltzonen veranschlagt. Vielleicht braucht es daher nicht Fahrverbote, sondern gezielte Investitionen, um Elektrobusse auch hierzulande ins Rollen zu bringen.

Redaktion

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